zu 3 - Gesangsunterricht Berlin Zehlendorf - Andreas Wernicke

Gesangsunterricht Berlin Zehlendorf

Andreas Wernicke

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Zu Punkt 3

Musizieren sollte vor Allem Spaß machen und die eigene Seele bereichern.
Der  Spaß am Musizieren steigt in dem Maße, in dem man bei den Punkten  Körper und Klangsuche eine gewisse Mühelosigkeit gefunden hat. Wenn ich  noch mit Verkrampfungen der Muskulatur und einem dumpf klingenden  Stimmorgan kämpfe, wird das Musizieren auch nur begrenzt Freude  bereiten.

Wenn diese Mühelosigkeit aber schon in einem gewissen Maße gefunden  ist, stellt sich die Frage, wie gehe ich an die Interpretation von Musik  heran. Für mich gibt es in dieser Hinsicht zwei Kernpunkte:

  1. Rhythmik: Mit Rhythmik meine ich nicht in erster Linie, dass der  Notentext rhythmisch richtig, also mit korrekten Tonlängen gesungen  wird - das ist sowieso eine Grundvoraussetzung für Musikinterpretation  und muss vorweg erarbeitet werden.
    Ich meine vielmehr das Erfassen von rhythmischen Phrasen und  Spannungsbögen in der Musik. Damit diese dann in fließender (und den  Zuhörer bewegender) Weise gesungen werden können, ist es notwendig, dass  ich in der Lage bin, meine Stimme ohne überflüssigen Atemdruck und ohne  grobe Fehlspannungen im Kehl-Rachenbereich fließen zu lassen. Erst dann  werde ich diese Spannungsbögen auch im eigenen Körper erspüren können,  und erst dann werden sie auch den Zuhörer erreichen.

  2.  
  3. Inhalt: In der Vorgehensweise, den Inhalt eines Gesangsstückes  zu vermitteln, gibt es meines Erachtens zwei sich polar  gegenüberstehende Methoden. Die eine ist die, das Vorhandensein einer  bestimmten Emotion in einer Gesangsphrase zu erkennen und zu versuchen,  diese Emotion mit gesangstechnischen Mitteln herzustellen (z.B.  Dunkelfärben der Stimme, Steigern des Vibratos und ähnlichem). Kennen  Sie nicht den Sänger oder die Sängerin, die mit bebender, gramesdüsterer  Stimme von Leid oder Unheil klagen? Mir geht es immer so, dass mich  diese, wie ich finde sehr äußerliche Rangehensweise an die Musik  emotional kaum berührt.
    Der Gegenpol zu dieser Art des Musizierens nutzt ganz andere  Mittel. Hier geht es darum, Emotionen nicht technisch zu erzeugen,  sondern entstehen zu lassen. Das gesangliche Mittel dazu ist das  Erzählen. Indem ich den Inhalt eines Gesangsstückes mit natürlich  klingender, eher schlichter Stimmgebung erzähle, werden die  Gefühlsinhalte des Stückes in meiner Seele lebendig und verändern dann  automatisch den Klang der Stimme. Voraussetzung dafür ist, dass ich den  Inhalt wirklich erzähle und nicht nur leeren Text heruntersinge.

    Wenn diese Vorgehensweise gelingt, ist meiner Meinung nach das  Ergebnis bei weitem anrührender, und die Gefühlsinhalte der Musik  erreichen den Zuhörer weit stärker.


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