Zu Punkt 3
Musizieren sollte vor Allem Spaß machen und die eigene Seele bereichern.
Der Spaß am Musizieren steigt in dem Maße, in dem man bei den Punkten Körper und Klangsuche eine gewisse Mühelosigkeit gefunden hat. Wenn ich noch mit Verkrampfungen der Muskulatur und einem dumpf klingenden Stimmorgan kämpfe, wird das Musizieren auch nur begrenzt Freude bereiten.
Der Spaß am Musizieren steigt in dem Maße, in dem man bei den Punkten Körper und Klangsuche eine gewisse Mühelosigkeit gefunden hat. Wenn ich noch mit Verkrampfungen der Muskulatur und einem dumpf klingenden Stimmorgan kämpfe, wird das Musizieren auch nur begrenzt Freude bereiten.
Wenn diese Mühelosigkeit aber schon in einem gewissen Maße gefunden ist, stellt sich die Frage, wie gehe ich an die Interpretation von Musik heran. Für mich gibt es in dieser Hinsicht zwei Kernpunkte:
- Rhythmik: Mit Rhythmik meine ich nicht in erster Linie, dass der Notentext rhythmisch richtig, also mit korrekten Tonlängen gesungen wird - das ist sowieso eine Grundvoraussetzung für Musikinterpretation und muss vorweg erarbeitet werden.
Ich meine vielmehr das Erfassen von rhythmischen Phrasen und Spannungsbögen in der Musik. Damit diese dann in fließender (und den Zuhörer bewegender) Weise gesungen werden können, ist es notwendig, dass ich in der Lage bin, meine Stimme ohne überflüssigen Atemdruck und ohne grobe Fehlspannungen im Kehl-Rachenbereich fließen zu lassen. Erst dann werde ich diese Spannungsbögen auch im eigenen Körper erspüren können, und erst dann werden sie auch den Zuhörer erreichen. - Inhalt: In der Vorgehensweise, den Inhalt eines Gesangsstückes zu vermitteln, gibt es meines Erachtens zwei sich polar gegenüberstehende Methoden. Die eine ist die, das Vorhandensein einer bestimmten Emotion in einer Gesangsphrase zu erkennen und zu versuchen, diese Emotion mit gesangstechnischen Mitteln herzustellen (z.B. Dunkelfärben der Stimme, Steigern des Vibratos und ähnlichem). Kennen Sie nicht den Sänger oder die Sängerin, die mit bebender, gramesdüsterer Stimme von Leid oder Unheil klagen? Mir geht es immer so, dass mich diese, wie ich finde sehr äußerliche Rangehensweise an die Musik emotional kaum berührt.
Der Gegenpol zu dieser Art des Musizierens nutzt ganz andere Mittel. Hier geht es darum, Emotionen nicht technisch zu erzeugen, sondern entstehen zu lassen. Das gesangliche Mittel dazu ist das Erzählen. Indem ich den Inhalt eines Gesangsstückes mit natürlich klingender, eher schlichter Stimmgebung erzähle, werden die Gefühlsinhalte des Stückes in meiner Seele lebendig und verändern dann automatisch den Klang der Stimme. Voraussetzung dafür ist, dass ich den Inhalt wirklich erzähle und nicht nur leeren Text heruntersinge.
Wenn diese Vorgehensweise gelingt, ist meiner Meinung nach das Ergebnis bei weitem anrührender, und die Gefühlsinhalte der Musik erreichen den Zuhörer weit stärker.