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Gesangsunterricht Berlin Zehlendorf

Andreas Wernicke

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Zu Punkt 1

Damit wir singen können, muss unser Körper eine große Anzahl  Muskeln in Bewegung setzen. Für den Singenden (und den Unterrichtenden)  ergeben sich daraus mehrere Aufgabestellungen:

  1. Differenzierung der Muskeltätigkeit, das heißt, ich muss lernen,  nur die Muskeln zu betätigen, die auch fürs Singen gebraucht werden und  die anderen locker zu lassen.
    (Beispiel: Wenn ich mich beim Singen in Schultern und Nacken  verkrampfe, wird diese unnötige Muskeltätigkeit den ganzen Singevorgang  beeinträchtigen.)
    Diese Differenzierungsarbeit reicht hinein bis in die kleinen  Muskeln von Mund und Rachen; was muss ich beispielsweise tun, um einen  Vokal a oder i zu bilden und was sollte ich lassen.
    (Beispiel: Wenn ich einen Vokal i singe, muss ich den Mund-  Rachenraum mit Hilfe von Muskeln so formen, dass aus dem Ton, den die  Kehle erzeugt und der erst einmal ein neutraler Klang ohne  Vokaleigenschaften ist, ein Vokal i wird. Dabei muss ich bestimmte  Muskeln anspannen, andere locker lassen.)
    Ein weitere Aspekt der Differenzierung ist das Maß an Spannung, das ich für eine Tätigkeit brauche.
    (Beispiel: Wenn ich bei der Bildung eines Vokales i die ganze  Zunge stark anspanne, wird sich diese Spannung auf die  Umgebungsmuskulatur [Kehl-, Nacken-, Rachenmuskeln] übertragen und die  Stimme wird gepresst und mühsam klingen).
    Das heißt, ich muss nicht nur wahrnehmen lernen, welche Muskeln  ich brauche, sondern auch mit welchem Maß an Spannung (zum Bilden des i  brauche ich Spannung in der Zunge).
    Die Förderung dieser Differenzierungsmöglichkeiten ist ein  wichtiger Bestandteil meines Unterrichts und der Arbeit an der eigenen  Stimme.

  2. Körpertonus, das ist die potentielle Spannung der Muskulatur.
    (Beispiel: Ist mein Muskeltonuns sehr niedrig, habe ich das  Gefühl, jede Bewegung ist mühsam und anstrengend. Ist mein Tonus sehr  hoch, stehe ich körperlich "unter Strom" und Bewegungen schießen leicht  übers Ziel hinaus.)
    Was wir brauchen, ist ein mittlerer Tonus, ein Zustand, in dem wir  kraftvoll zupacken aber auch leicht wieder loslassen können. Dem  Erreichen diesen mittleren Tonus widmen sich viele Körperarbeitssysteme.  Es gibt sogar ein System, welches dieses Ziel zum Namen erklärt hat,  nämlich die von Gerda Alexander entwickelte Eutonie (Eutonus = mittlerer  Tonus).
    In meinem Gesangunterricht versuche ich mit Hilfe von  Körperübungen und Schulung der bewussten Körperwahrnehmung, meine  Schüler dahin zu führen, dass sie sich beim Singen diesem mittleren  Tonus weitestmöglich nähern (wenn wir in dieser Weise tonisiert sind,  lösen sich viele Probleme beim Singen von alleine).

  3. Die Atmung ist ein in den meisten Gesangunterrichten intensiv  behandeltes Thema. Der Umgang damit ist sehr unterschiedlich. Ein  beliebtes Schlagwort ist Atemstütze, ein Begriff, hinter dem sich in der  Praxis oftmals den ganzen Rumpf verkrampfende Anspannungstechniken  verbergen. Hierbei wird versucht, willkürlich einen Spannungszustand  herzustellen, der sich bei einem optimal tonisierten, kraftvoll-lebendig  Singenden von alleine einstellt.   Dabei wird leicht übersehen, das die dafür nötige Lebendigkeit im  Körper des Schülers vielleicht gar nicht vorhanden ist, was zu den oben  genannten Verkrampfungen im ganzen Rumpf, besonders im Zwerchfellbereich  führt. Dass derartige Praktiken der Klangbildung und dem Musizieren  nicht besonders förderlich sind, müsste nachvollziehbar sein.
    Ich gehe in meinem Unterricht andere Wege. Mein Weg ist der, dass  ich versuche, durch Atemübungen, mit und ohne Stimme, die Atembewegung  anzuregen; den Körper in den entsprechenden Regionen lebendiger zu  machen. Bei einem lebendigen Körper entsteht dann die "Stützbewegung",  das heißt, ein Offenbleiben der Atemräume, eine Einatmungstendenz in der  Ausatmung des Singens, von alleine.
  4.  
  5. Die Körperhaltung steht in engem Zusammenhang mit dem Muskeltonuns
    (Beispiel: Ein stark untertonisierter Körper wird keine kraftvolle, lockere Aufrichtung zustande bringen.)
    Auch zwischen Aufrichtung und Atmung gibt es Verbindungen, denn  Atmungs- und Haltungsmuskulatur sind eng miteinander verwoben.
    (Beispiel: Eine verkrampfte Haltungsmuskulatur wird auch die  Atembewegung spürbar behindern. Umgekehrt kann eine gut angeregte Atmung  auch die Leichtigkeit der Aufrichtung fördern.
    Mein Umgang mit dem Thema Körperhaltung beim Singen ist der, dass  ich versuche, durch lockernde und anregende Übungen den Tonus, besonders  der Rückenmuskulatur, zu verbessern und dadurch die Aufrichtung  müheloser zu machen.


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